
Diese Woche blickt man in Europa gespannt nach Großbritannien – nicht, weil die Briten besonders gute Chancen auf den Titel des Fußball-Europameisters hätten, sondern weil die Bevölkerung über den Verbleib in der EU abstimmt. Der Brexit – also der Austritt aus der Europäischen Union – hätte weitreichende Folgen für die europäische Wirtschaft. Dennoch zeigt sich die Logistik-Branche derzeit noch unbeeindruckt vor dem möglichen Ausstieg der Briten.
Nachdem die Logistik-Konjunktur in Deutschland in den vergangenen Quartalen stagnierte oder gar rückläufig war, zeigt das Trendbarometer nun erstmals wieder deutlich nach oben. Das geht aus dem Logistik-Indikator für das zweite Quartal 2016 hervor, der im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. vom Institut für Weltwirtschaft (IFW) durchgeführt wurde.
Optimistisch ist sowohl das Gesamtklima (Anstieg um 18 Zähler auf 133,3 Punkte) als auch die Einschätzung der Lage mit einem Plus von 14 Zählern auf 130 Punkte) und die Erwartungen für die kommenden 12 Monate, die um 22 Punkte auf nunmehr 136,5 Punkte zulegen konnten. Dabei sind vor allem die Logistik-Dienstleister positiv gestimmt, das Klima auf Dienstleister-Seite verbesserte sich um 30 auf jetzt 137,8 Zähler. Auf Anwender-Seite stieg das Konjunkturklima nur leicht um 6 auf jetzt 128,7 Punkte.
Die Sonderfrage galt in diesem Quartal der Bedeutung der Unternehmensmarke. Dabei kam heraus, dass die Markenführung für die Mehrzahl der Unternehmen ein wichtiges Thema ist. So wichtig, dass es bei der Mehrzahl sogar eine Aufgabe der Geschäftsführung bzw. der Vorstands ist. Immerhin rund 40 Prozent der Unternehmen haben eine eigene Marketing-Abteilung, die sich mit Themen wie Markenaufbau, Markenführung und Markenpflege beschäftigt. Während bei den Logistik-Dienstleistern rund 35 Prozent von einem externen Dienstleister in Sachen Marketing unterstützt werden, sind es in Industrie und Handel nur rund 10 Prozent.
Logistik in Sachen Markenführung als Vorbild für die EU
In seinem Kommentar zum aktuellen Logistik-Indikator erklärt Rainer Klinkner, Vorstandsvorsitzender der BVL, dass die Logistik-Branche in dieser Hinsicht ein gutes Vorbild für die EU sein könnte:
Den Wert von Kommunikation und Markenführung stärker wahrzunehmen und zu beherzigen, um Sinn und Nutzen, Wert und Werte, Attraktivität und Relevanz dieser Staaten- und Wertegemeinschaft deutlicher zu vermitteln. Strategie und Kreativität sind nämlich Chefsache und gehören ganz oben auf die Tagesordnung.
Für den Logistik-Indikator werden Experten aus den 100 größten deutschen Unternehmen, für die Logistik-Dienstleistungen als Anbieter oder Anwender eine besonders wichtige Rolle spielen, befragt. Die Befragung wird einmal pro Quartal von der BVL in Auftrag gegeben und vom Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel durchgeführt.
Quelle: bvl.de