
Das weltweite Handelsvolumen ist nach Angaben des Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen. Preis- und saisonbereinigt waren es im Juli 1,7 Prozent weniger als noch im Juni. Auch bei einigen großen Volkswirtschaften, darunter Deutschland, die EU, die USA, China und Russland, ging das Handelsvolumen sowohl beim Export als auch beim Import im Juli 2022 zurück. Das ergibt der Kiel Trade Indicator.
In den letzten Monaten wird das Handelsvolumen vor allem durch gestiegene Preise beeinflusst, allerdings ist auch der Stau von 24 Containerschiffen vor der Deutschen Bucht sowie rund 570 Schiffsladungen Getreide aus der Ukraine, die noch ausstehen, mit ein Grund für den Rückgang beim Handelsvolumen.
Vincent Stamer, Leiter des Kiel Trade Center, erklärt:
„Die Werte liegen noch im normalen Schwankungsbereich und können als Gegenbewegung nach unten zu den teils hohen Zuwächsen im Juni interpretiert werden. Ein Absturz des Handels droht nicht, allerdings dürfte sich eine Trendwende nach oben und eine Normalisierung der Lieferabläufe auch nicht so bald einstellen.“
Stamer führt weiter aus, dass sich aufgrund der Inflation die Schere zwischen den offiziellen Statistiken und den preisbereinigten Daten des Kiel Trade Instituts immer weiter öffnet. Denn laut der offiziellen Handelsstatistik sind die Exporte in Deutschland im Juni um rund 18 Prozent gestiegen, preisbereinigt sind es nur ca. 2 Prozent.
Container warten aufs Be- und Entladen
Die Tatsache, dass aktuell 24 Containerschiffe in der Deutschen Bucht liegen und darauf warten, in Hamburg oder Bremerhaven ihre Container be- und entladen zu können, wirkt sich ebenfalls auf das Handelsvolumen aus. Denn auch wenn 24 Schiffe nach nicht viel klingen, beeinflussen sie das Frachtvolumen auf dem Roten Meer, der wichtigsten Handelsroute zwischen der EU und Asien. Das Frachtvolumen im Roten Meer liegt derzeit bei 21 Prozent unter dem, was unter normalen Umständen zu erwarten wäre. Auch dass über den ukrainischen Hafen in Odessa am Schwarzen Meer derzeit quasi kein Handel möglich ist, beeinflusst das Handelsvolumen aktuell.
Quelle: IfW Kiel