Der neueste Marktbericht der Europäischen Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) gibt Hoffnung darauf, dass die technische Rezession, in die Deutschland nach dem zweiten Quartal gerutscht ist, kein dauerhaftes Phänomen darstellt. Trotzdem sollte man sich nicht zu euphorisch zeigen, auch wenn die zuletzt belastenden Liefer- und Transportketten allmählich wieder zur Ruhe kommen.
Obwohl die Transportmengen zu Beginn des Jahres ungewöhnlich niedrig waren, sind sie im Laufe des Quartals deutlich gestiegen. Trotzdem bleibt die gesamte Entwicklung weit hinter den Vorjahren zurück, da der Markt aufgrund der anhaltenden Verunsicherung über die wirtschaftliche Entwicklung und neuen politischen Regulierungen nicht zur Ruhe kommt. Laut einem aktuellen Bericht ist die Erwartungshaltung der Branche daher verhalten pessimistisch. Nikolja Grabowski, Vorstand bei ELVIS, erklärt:
"Wie so oft ist das Bild in der Wirtschaft uneinheitlich, was den Logistikern weiterhin unruhige Zeiten beschert. Während sich das produzierende Gewerbe noch leicht positiv entwickelt, leidet der Bau bereits spürbar unter der aktuellen Zinspolitik."
Im April ist das Transportbarometer, das das Verhältnis von Frachtaufkommen zu verfügbarem Laderaum anzeigt, im Vergleich zum Vorjahresmonat um 21,6 Prozent gesunken.
Auch das Transportaufkommen von Teilladungen verzeichnete im April einen Rückgang von 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Allerdings gibt es auch positive Nachrichten für Spediteure und Frachtführer: Die Energiekosten sind im Sinkflug. Der Preis für Diesel fiel von Februar auf März um 4,5 Prozent und lag sogar um 23,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Auch LNG ist um satte 43,9 Prozent billiger geworden innerhalb eines Jahres.
Der AdBlue-Preis ist zwar nicht so stark gesunken, aber immerhin noch um 17,6 Prozent in den letzten zwölf Monaten. Dennoch setzen sich die Domino-Effekte in der Preisgestaltung entlang der Fertigungskette fort und die Teuerungsraten sind immer noch deutlich spürbar, wenn auch etwas abgeschwächt.
Die Ankündigung des Verkehrsministeriums, die Lkw-Maut um satte 83 Prozent zu erhöhen, sorgt für zusätzliche Unruhe. Sollte diese Maßnahme tatsächlich umgesetzt werden, prognostiziert Grabowski sprunghafte Entwicklungen und erhebliche Herausforderungen für Anbieter und Auftraggeber im Straßengüterverkehr. Insbesondere bei einem starken Wachstum im zweiten Quartal würde der Fahrermangel wieder deutlich spürbar werden.
Logistik: Diversifizierung und angepasste Fixkosten
ELVIS rät den Spediteuren und Frachtführern angesichts dieser Herausforderungen, ihre Fix-Kosten eng an die konjunkturelle Entwicklung anzupassen und notfalls Kapazitäten abzubauen. Vor allem angesichts der schwachen Margen von nur ein bis drei Prozent sei es wirtschaftlich kaum vertretbar, Ressourcen vorzuhalten. Um sich breiter aufzustellen, sei es wichtig, den Kundenkreis und das Angebot zu erweitern. Wachstumsmärkte wie flächendeckende internationale Angebote oder die Zustellung von Photovoltaik-Anlagen an Privatkunden sollten dabei im Fokus stehen. Letztendlich schaffe Diversifizierung Stabilität und Resilienz in unsicheren Zeiten.
Quelle: Verkehrsrundschau