
Hamburg ist Deutschlands größter Seehafen, doch wie soll er sich in Zukunft aufstellen? Mit dem neuen Hafenentwicklungsplan kommt auch diese Diskussion wieder in Gang, auch die Frage über Ausbau und Erweiterung der Verkehrswege rückt ins Zentrum der Betrachtung. Malte Siegert, Vorsitzender des Umweltverbandes Nabu Hamburg und Mitglied im Beirat des Bundesverkehrsministeriums für eine nationale Hafenstrategie, spricht über die Notwendigkeit einer starken nationalen Hafenstrategie, um den deutschen Seehafenwettbewerb gegen Rotterdam und Antwerpen anzugehen.
Der aktuelle Hafenentwicklungsplan weist nach Ansicht von Malte Siegert erhebliche Lücken auf, die für die langfristige Entwicklung des Hamburger Hafens bis 2040 von entscheidender Bedeutung sind. Insbesondere die Entwicklungen in Ostseehäfen und am Mittelmeer könnten den Wettbewerb für den Hamburger Hafen grundlegend verändern. Siegert betont, dass der Senat diese Faktoren bei der Hafenentwicklung berücksichtigen müsse, was jedoch bisher nicht ausreichend geschehen sei. Auch geopolitische Entwicklungen wie Russlands Konflikt mit der Ukraine könnten den Handelsverkehr und die Energieströme im Hamburger Hafen beeinflussen.
Die Ausweitung der Hafenterminals am Mittelmeer, etwa in Piräus durch die chinesische Reederei Cosco oder in Triest durch die HHLA, sowie die wachsenden Kapazitäten in Ostseehäfen wie Danzig, haben nach Siegerts Ansicht nicht die notwendige Aufmerksamkeit in den Diskussionen der Hamburger Politik und Verwaltung erhalten. Diese Entwicklungen wirken sich jedoch bereits auf den Hafenumschlag in Hamburg aus. Siegert weist darauf hin, dass Hamburg in den vergangenen Jahren trotz wirtschaftlichen Booms nie die Marke von zehn Millionen Standardcontainern (TEU) pro Jahr erreichen konnte. Er prognostiziert, dass der Hamburger Hafen langfristig möglicherweise mit sechs Millionen TEU zufrieden sein muss, da die Phase intensiver globaler Arbeitsteilung mit stark wachsendem Containerverkehr abgenommen hat.
Zukunftsvision für Hamburgs Hafenentwicklung
Malte Siegert betont, dass Hamburg auch weiterhin einen relevanten Containerumschlag haben werde, bedingt durch die regionale Industrie und die Versorgung der Metropolregion. Dennoch sei es notwendig, eine klare nationale Rolle für den größten deutschen Seehafen zu definieren. Die Frage der energetischen Grundversorgung gewinnt an Bedeutung, insbesondere in Bezug auf Wasserstoff und seine Derivate wie synthetisches Methanol, Ammoniak oder Kerosin. Siegert weist darauf hin, dass Hamburg als "Green Energy Hub" mit Rotterdam und Antwerpen konkurrieren möchte, jedoch die notwendigen Rahmenbedingungen und Flächen schaffen muss. Er mahnt an, die Entwicklung des Hafens aus nationaler Perspektive zu betrachten und die Rolle Hamburgs in der energetischen Funktion der Häfen zu definieren.
Quelle: Welt