
Die Welt der Logistik ist wie ein fein austariertes Uhrwerk – ein Rädchen greift ins andere, alles muss zuverlässig ineinandergreifen, sonst drohen Störungen, die weitreichende Folgen haben. Doch in diesen Tagen ist das Getriebe ins Wanken geraten. Schuld daran sind weniger technische Defekte als politische Spannungen – insbesondere im transatlantischen Handel. Die jüngsten Zollstreitigkeiten, ausgelöst durch die US-Regierung, haben der Branche eine unangenehme Ungewissheit beschert.
Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), bringt es im Interview mit Capital auf den Punkt: Planungssicherheit ist das A und O in der Logistik – und genau die fehlt aktuell. Zwar sorgt ein 90-tägiges Moratorium bei den US-Sonderzöllen für eine kurze Atempause, doch von echter Entspannung kann keine Rede sein. Vielmehr gleicht die Lage einem Drahtseilakt ohne Netz.
Denn während Container noch scheinbar reibungslos zwischen Hamburg und Übersee pendeln, tickt im Hintergrund eine stille Uhr. In sechs bis acht Wochen, so die Prognose, könnten sich die leeren Lagerhallen bemerkbar machen – ein Echo vergangener Vorsichtsmaßnahmen, als viele Unternehmen vorsorglich ihre Bestände aufstockten. Doch diese Reserven sind endlich.
Die Logistik steht somit erneut vor einem Wendepunkt: Entweder es kommt rasch zu politischen Lösungen – oder es wird umdisponiert. Schon jetzt zeichnen sich neue Warenrouten ab, etwa gen Indien oder Lateinamerika. Wer das Geschäft kennt, weiß: Volatilität gehört zum Alltag. Doch auch der robusteste Logistiker weiß, dass man nicht endlos auf Sicht fahren kann.
Titzrath bleibt dennoch optimistisch. „Ware findet immer ihren Weg“, lautet ihr Credo. Und tatsächlich – ob Pandemie, Kriegsbeginn oder Zollchaos: Die Branche hat sich bisher als erstaunlich wandlungsfähig erwiesen. Entscheidend ist, dass man nicht in Panik verfällt, sondern vorausschauend agiert.
Denn auch wenn die Zeiten rauer geworden sind, gilt: Wer beweglich bleibt, wird nicht so schnell aus der Spur getragen. Und wer global denkt, kann auch lokale Erschütterungen besser abfedern. Die #Logistik lebt von Bewegung – und vom Mut, auch in stürmischen Phasen Kurs zu halten.
Quelle: capital.de