
Was in der Vergangenheit mitunter einem zähen Verhandlungsmarathon glich, war dieses Mal ein echter Schnellschuss – im besten Sinne. Gerade einmal zwei Tage saßen sich Vertreter der Gewerkschaft ver.di und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) gegenüber, dann stand der neue Tarifvertrag für rund 11.000 Hafenarbeiterinnen und -arbeiter im Norden. In einer Branche, in der sich oft Container auf dem Kai stauen, verlief der Dialog erstaunlich reibungslos. Das Ergebnis: 3,1 Prozent mehr Lohn ab August und satte Einmalzahlungen zwischen 1.200 und 1.800 Euro – je nach Betrieb.
Ver.di hatte ursprünglich mit 8,4 Prozent deutlich höher gepokert, doch auch die jetzt vereinbarte Lösung kommt nicht wie ein fauler Kompromiss daher, sondern wie ein tragfähiges Fundament für eine Branche unter Druck. Neben der Lohnerhöhung bringt der neue Vertrag auch einen zusätzlichen freien Tag für Gewerkschaftsmitglieder und die Aussicht auf höhere Zulagen ab 2026 – kein Pappenstiel angesichts wachsender Arbeitsbelastung in der Logistik.
Denn dort, wo täglich tonnenweise Ware verladen, verlustfrei weitergeleitet und präzise getaktet wird, darf man die Menschen hinter den Maschinen nicht aus dem Blick verlieren. Die Hafenlogistik lebt von Erfahrung, Muskelkraft und einem ausgeprägten Sinn für Timing. Und genau das beweisen auch die Verhandler: Statt Schlagabtausch gab’s konstruktiven Schulterschluss.
Arbeitgebervertreter Torben Seebold betonte, das Ergebnis sichere die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seehäfen – ein deutliches Signal in wirtschaftlich rauen Zeiten. Schließlich ist der Konkurrenzdruck durch internationale Häfen hoch, die Umschlagzahlen volatil und die Anforderungen an Effizienz enorm. Dass es trotzdem gelungen ist, eine sozialverträgliche Lösung zu finden, ist bemerkenswert – und vielleicht auch ein Modell für andere Bereiche der Logistik.
Fazit: Wenn beide Seiten nicht nur Forderungen auf den Tisch legen, sondern auch Vertrauen, kann ein gutes Ergebnis schneller als gedacht im Container landen – bereit zur Weiterfahrt Richtung Zukunft.
Quelle: NDR