
Die globale Luft- und Raumfahrtindustrie steht vor einem Wendepunkt: Nach Jahren im Krisenmodus – geplagt von Pandemie-Nachwirkungen, Materialengpässen und geopolitischer Unsicherheit – scheint sich nun ein Silberstreif am Horizont zu zeigen. Die Logistik, einst das Sorgenkind der Branche, stabilisiert sich spürbar. Laut dem aktuellen Aerospace Supply Chain Resilience Report 2025, veröffentlicht von Roland Berger in Kooperation mit BDLI, GIFAS und ADS, fühlen sich rund 70 Prozent der Unternehmen gut oder sehr gut auf den bevorstehenden Produktionshochlauf vorbereitet. 2024 waren es gerade einmal 35 Prozent – ein bemerkenswerter Stimmungsumschwung.
Doch ein Aufwärtstrend allein macht noch keinen Höhenflug. Zwar sind gravierende Lieferkettenstörungen rückläufig, dennoch melden zwei Drittel der befragten Firmen weiterhin Einschränkungen. Die Branche hebt also ab – aber mit angezogener Handbremse.
Die Krux liegt im Detail: Vor allem kleinere Zulieferer der Tier-2- und Tier-3-Ebene kämpfen mit einem Engpass, der selten öffentlich diskutiert wird, aber über den Erfolg entscheidet – Geld. Ohne ausreichendes Kapital lassen sich weder Produktionslinien ausbauen noch dringend benötigte Fachkräfte einstellen. Viele Banken winken angesichts schwacher Eigenkapitalquoten ab. Und wo keine Kredite fließen, stockt die Logistik, egal wie ambitioniert die Pläne der großen Hersteller (OEMs) sind.
Dabei ist eines klar: Ohne eine reibungslose und gut finanzierte Lieferkette verpuffen selbst die besten Strategien. Die Luft- und Raumfahrt ist kein Soloprojekt – sie lebt vom Zusammenspiel hunderter Partner. Hier sind Mut zur Veränderung, Kooperation und intelligente Planung gefragt. Der Ruf nach einem „Wie“ der Transformation ist laut geworden. Unternehmen erkennen zunehmend, dass inkrementelle Schritte nicht ausreichen, wenn der globale Wettbewerb längst im Tiefflug über sie hinwegzieht.
Vier Maßnahmen zeichnen sich als essenziell ab: Ein intensiver Austausch von Wissen zur Stärkung operativer Exzellenz. Eine transparente Bedarfsplanung, die nicht auf Bauchgefühl, sondern belastbaren Zahlen fußt. Eine nachhaltige Finanzierung, gestützt durch OEMs, Banken und staatliche Programme. Und nicht zuletzt: ein professionelles Risikomanagement, das nicht erst reagiert, wenn es brennt, sondern vorausschauend agiert.
Logistik als Nervensystem einer Branche im Aufwind
Die Logistik der Luft- und Raumfahrt ist mehr als nur das Verschieben von Bauteilen – sie ist das Nervensystem einer Branche, die sich anschickt, wieder durchzustarten. Doch wie bei jedem Flug gilt: Ohne genügend Schub nützt der beste Kurs nichts. Es braucht Rückenwind – und den schafft man sich, indem man Lieferketten nicht nur repariert, sondern neu denkt.
Wenn die Branche diesen Weg konsequent weitergeht, könnte aus der langjährigen Krise eine nachhaltige Chance erwachsen. Denn wer jetzt investiert – in Kooperation, Resilienz und Kapazitäten –, der fliegt morgen nicht nur mit, sondern voraus.
Quelle: logistik heute