
Manchmal fühlt sich die deutsche Bürokratie an wie ein schwer beladener Lastwagen, der mühsam einen steilen Berg erklimmt. Jeder zusätzliche Bericht, jedes Formular und jede Dokumentationspflicht wirkt dabei wie ein zusätzlicher Kilo Sand im Tank. Nun hat die Bundesregierung beschlossen, diesen Ballast teilweise abzuwerfen: Das Lieferkettengesetz soll reformiert und vereinfacht werden. Besonders für die Logistik- und Transportbranche könnte das ein spürbarer Befreiungsschlag sein.
Das aktuelle Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), seit 2023 in Kraft, verpflichtet große Unternehmen, die Einhaltung von Arbeits- und Umweltstandards entlang ihrer Lieferketten nachzuweisen – inklusive detaillierter Berichte. Seit 2024 betrifft das auch Betriebe ab 1000 Beschäftigten. Gerade in der Logistik, wo internationale Vernetzungen die Regel sind, bedeutete das nicht selten einen erheblichen Mehraufwand. Branchenverbände klagten über Wettbewerbsnachteile und überbordende Bürokratie.
Die schwarz-rote Koalition will hier nun den Hebel ansetzen. Der geplante Gesetzentwurf sieht vor, die Berichtspflicht vollständig zu streichen. Nur noch bei schwerwiegenden Verstößen sollen Unternehmen künftig Konsequenzen fürchten müssen. Nach Schätzungen könnten so Bürokratiekosten von rund 4 Millionen Euro eingespart werden – eine deutliche Entlastung für Spediteure, Zulieferer und Logistikdienstleister.
Zwischen Entlastung und neuen Pflichten
Doch so einfach, wie es klingt, ist die Sache nicht. Zwar sollen deutsche Unternehmen kurzfristig aufatmen können, doch ab 2027 greift die EU-weite Lieferkettenrichtlinie (CSDDD). Diese wird das nationale Recht ersetzen und bringt neue, wenn auch teilweise weniger weitreichende Pflichten mit sich. Betroffen sind nach jetzigem Stand weniger Firmen als beim deutschen Gesetz – trotzdem lohnt es sich für die Branche, frühzeitig die Weichen zu stellen.
Für die Logistik bedeutet das: Heute weniger Papierkram, morgen neue Standards. Unternehmen, die ihre Prozesse jetzt schon nachhaltig und transparent gestalten, sichern sich nicht nur einen Wettbewerbsvorteil, sondern sparen sich auch später hektisches Nachrüsten. Am Ende gilt: Wer vorbereitet ist, rollt sicherer durch die kommenden Jahre – ganz gleich, welche rechtlichen Schlaglöcher noch auftauchen.
Quelle: Verkehrsrundschau