
In einer Branche, in der jede Minute zählt und Kostenoptimierung das A und O ist, wirken Papierberge wie aus der Zeit gefallen. Noch immer arbeiten rund 99 Prozent der Transportunternehmen mit analogen Frachtpapieren, obwohl längst digitale Alternativen wie der elektronische Frachtbrief (eCMR) oder die EU-Verordnung zu elektronischen Frachtbeförderungsinformationen (eFTI) auf dem Tisch liegen. Der Kontrast könnte größer kaum sein: Während sich Logistik und Supply Chain Management zunehmend auf Effizienz und Nachhaltigkeit ausrichten, stolpert man beim Dokumentationsprozess weiterhin über Papierstapel.
Viele Unternehmen zögern aus bekannten Gründen: Bedenken zur Datensicherheit, mangelndes Know-how im Umgang mit digitalen Tools oder Investitionskosten. Gerade kleinere Betriebe fürchten den Aufwand. Dabei zeigen Beispiele aus Luft- und Seeverkehr, dass Standardisierung und Digitalisierung schon jetzt enorme Effizienzgewinne ermöglichen. Warum also nicht auch auf der Straße?
Hinzu kommt: Die rechtlichen Rahmenbedingungen drängen in Richtung Digitalisierung. Ab Juli 2027 soll die Nutzung des eCMR verpflichtend werden. Spätestens dann führt an der elektronischen Abwicklung kein Weg mehr vorbei.
Mehr Tempo, weniger Bürokratie
Ein Blick auf die Praxis macht die Vorteile greifbar: Laut einer Untersuchung von SIRA Consulting im Auftrag des dänischen Verkehrsministeriums dauert die Abwicklung eines papiergestützten Frachtauftrags durchschnittlich 23 Minuten. Mit eCMR schrumpft dieser Prozess auf gerade einmal neun Minuten. Weniger Bürokratie, weniger Fehlerquellen – dafür schnellere Abläufe und mehr Transparenz für alle Beteiligten.
Der Wegfall des Papiers spart nicht nur Zeit, sondern auch Kosten. Zudem lassen sich digitale Daten problemlos in andere Systeme integrieren, wodurch Schnittstellen zwischen Spediteuren, Verladern und Behörden effizienter genutzt werden. Unternehmen, die frühzeitig umsteigen, positionieren sich als Vorreiter und zeigen Kunden wie Partnern Innovationsgeist.
Die Logistik steht damit an einem Wendepunkt: Wer weiterhin auf Papier setzt, riskiert, den Anschluss zu verlieren. Wer hingegen den Schritt in die digitale Dokumentation wagt, legt den Grundstein für mehr Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit. Die Botschaft ist klar: Es ist höchste Zeit, die Zettelwirtschaft ad acta zu legen und den digitalen Kurs einzuschlagen.
Quelle: logistik heute