Mit dem Motto „Embracing Change“ hat die BVL Supply Chain CX 2025 in Berlin den Nerv der Zeit getroffen. Drei Tage lang drehte sich alles um die Frage, wie sich Unternehmen in einer Welt im Umbruch neu aufstellen können – strategisch, technologisch und mental. Rund 2.300 Teilnehmende und 120 Aussteller kamen vom 22. bis 24. Oktober zusammen, um über die Zukunft von Logistik und Supply Chain Management zu diskutieren.
Bereits in seiner Eröffnungsrede machte BVL-Vorstandsvorsitzender Kai Althoff deutlich: Wandel ist kein Risiko, sondern eine Chance. Doch um ihn zu gestalten, braucht es Zeit, Reflexion – und den Mut, alte Muster zu hinterfragen. Diese Grundhaltung zog sich durch alle Themenfelder des Events: von Digitalisierung und Cybersicherheit über geopolitische Herausforderungen bis hin zu neuen Formen der zivil-militärischen Zusammenarbeit.
Logistik zwischen Transformation und Verantwortung
Ein zentrales Stimmungsbarometer der Veranstaltung war erneut die BVL-Studie „Trends und Strategien in Logistik und Supply Chain Management“, durchgeführt von den Professoren Wolfgang Kersten (TU Hamburg) und Martin Schwemmer (Hochschule Heilbronn). Die Ergebnisse zeigen, wohin sich die Branche bewegt: Cybersicherheit und die Digitalisierung von Geschäftsprozessen bleiben die Top-Themen. Stark im Aufwind sind Automatisierung, Business Analytics und Künstliche Intelligenz – Technologien, die das Rückgrat der künftigen Logistik bilden dürften.
Gleichzeitig verlieren frühere Dauerbrenner wie Personalmangel, Nachhaltigkeit und New Work an Priorität. Ein Signal dafür, dass viele Unternehmen angesichts des wirtschaftlichen Drucks zunächst auf Effizienz und Resilienz setzen. Der wachsende Kostendruck rückt auf Platz drei der Trendthemen vor – ein klarer Hinweis darauf, dass ökonomische Stabilität derzeit Vorrang hat.
Neben Technologie und Strategie sorgte ein weiteres Thema für intensive Diskussionen: die Rolle der Logistik in der Landesverteidigung. Im erstmals veranstalteten Forum „Militär trifft Zivil“ tauschten sich Vertreter der Bundeswehr und der Wirtschaft über gemeinsame Strukturen und Synergien aus. Generalmajor Jochen Deuer vom Logistikkommando der Bundeswehr betonte dabei den dringenden Bedarf an zivilen Partnern, um Logistikleistungen künftig breiter aufzustellen.
Auch wirtschaftspolitisch blieb die Stimmung angespannt. Die Sorge um eine fortschreitende Deindustrialisierung Deutschlands war deutlich spürbar – sowohl in Panels als auch in Gesprächen am Rande des Kongresses. Nur sechs Prozent der befragten Unternehmen fühlen sich laut BVL-Studie politisch angemessen vertreten.
Dennoch gab es auch positive Signale. Der Deutsche Logistik-Preis 2025 ging an das Familienunternehmen Strauss für ein innovatives Brownfield-Revitalisierungsprojekt, während Carolin Brenner für ihre Dissertation zur Interoperabilität fahrerloser Transportfahrzeuge mit dem Wissenschaftspreis Logistik ausgezeichnet wurde.
Am Ende bleibt der Eindruck: Die BVL Supply Chain CX 2025 war mehr als ein Branchentreffen – sie war ein Stimmungsbild der Logistik in Zeiten des Wandels. Trotz wirtschaftlicher Flaute überwiegt der Wille, Veränderung aktiv zu gestalten. Oder, wie es Kai Althoff formulierte: „Wir müssen den Wandel als Vorteil nutzen.“ Und genau das scheint die Branche entschlossen anzugehen.
Quelle: Verkehrsrundschau, BVL