Trotz schwacher Konjunktur, Zöllen und geopolitischer Spannungen zeigt sich die maritime Logistik erstaunlich widerstandsfähig. Während viele Industriezweige unter Produktionsrückgängen leiden, laufen die Geschäfte deutscher Reedereien weiter auf Hochtouren – das belegt die aktuelle Reederstudie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutschland.
93 Prozent der befragten Unternehmen melden eine volle Auslastung ihrer Schiffe, ein beeindruckender Wert in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Und der Optimismus bleibt: 58 Prozent der Führungskräfte rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit weiterem Wachstum. Nur vier Prozent erwarten einen Abschwung – ein deutliches Signal für die robuste Lage der Branche.
Globale Verflechtungen statt Abhängigkeit vom Heimatmarkt
Ein zentraler Grund für die Stabilität liegt in der globalen Vernetzung der Schifffahrtsunternehmen. Sieben von zehn Reedereien gaben an, dass ihre Geschäftstätigkeit kaum noch von der deutschen Industrieproduktion abhängt. Damit entkoppelt sich ein großer Teil der maritimen Logistik zunehmend vom Inland und profitiert stärker von internationalen Warenströmen. Auch wenn Zölle und Handelsbarrieren zunehmen, erwarten fast zwei Drittel der Befragten keine spürbare Abnahme des Transportvolumens.
Dennoch bleibt der Ausblick nicht frei von Risiken. Die PwC-Studie mit dem bezeichnenden Titel „Schwere See voraus“ weist darauf hin, dass geopolitische Spannungen, Sanierungsdruck und notwendige Investitionen die Branche in den kommenden Jahren fordern werden. Besonders die Containerschifffahrt blickt skeptischer in die Zukunft: Nur jeder fünfte Befragte rechnet mit steigenden Frachtraten, während mehr als ein Drittel sinkende Preise erwartet.
Für viele Unternehmen außerhalb der Logistik wären fallende Transportpreise ein Segen – für Reedereien jedoch bedeuten sie Druck auf die Margen. Trotzdem zeigt sich: Die Schifffahrtsbranche hat in den vergangenen Jahren gelernt, mit Turbulenzen umzugehen. Flexibilität, internationale Aufstellung und ein wacher Blick auf globale Entwicklungen machen sie zu einem der stabilsten Pfeiler im internationalen Handel – selbst dann, wenn die Konjunktur Wellen schlägt.
Quelle: Handelsblatt