Fahrerlose Transportsysteme (FTS) sind längst kein Zukunftsversprechen mehr, sondern fester Bestandteil moderner Logistik. Doch während sie in vielen Betrieben unermüdlich Paletten und Komponenten bewegen, fehlte bisher eines: einheitliche Kommunikation. Unterschiedliche Systeme, Hersteller und Steuerungen führten dazu, dass Fahrzeuge nebeneinander statt miteinander arbeiteten. Genau hier setzt die ausgezeichnete Forschungsarbeit von Dr.-Ing. Carolin Brenner an, die auf der BVL Supply Chain CX 2025 in Berlin den Wissenschaftspreis Logistik erhielt.
Ihre Dissertation mit dem Titel „Interoperabilität beliebiger fahrerloser Transportfahrzeuge durch eine einheitliche Bewegungskoordination für die zukünftige vernetzte Intralogistik“ legt die Grundlage für eine neue Generation vernetzter, kooperierender Transportsysteme. Brenners Ansatz ermöglicht es, Fahrzeuge verschiedener Bauarten und Hersteller über eine gemeinsame Schnittstelle zu koordinieren – unabhängig von ihrer technischen Architektur. Damit kann künftig jedes Fahrzeug auf dieselben Transportaufgaben reagieren, ohne dass individuelle Programmierungen nötig sind.
Die Ingenieurin, deren Arbeit am Institut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart entstand, schließt damit eine Lücke zwischen Forschung und Praxis. Ihre Lösung erlaubt nicht nur eine gemeinsame Pfadplanung mehrerer Fahrzeuge, sondern berücksichtigt auch deren individuelle Manövrierfähigkeiten – etwa bei Kurvenfahrten oder Engstellen. In realen Tests konnte Brenner zeigen, dass sich Fahrzeuge unterschiedlichster Typen präzise abstimmen und gemeinsam Transportaufgaben übernehmen können.
Ein Meilenstein für die Intralogistik
Mit dieser Entwicklung rückt die Vision einer voll vernetzten Intralogistik ein Stück näher. Statt verschiedener, isolierter Systeme entsteht ein flexibles Netzwerk, das sich dynamisch an Produktionsprozesse anpasst. Nutzer müssen künftig keine spezialisierten Fahrzeuge mehr für einzelne Aufgaben bereithalten – vorhandene FTS lassen sich universell einsetzen. Das spart Investitionen, erhöht die Effizienz und eröffnet neue Perspektiven für mobile, kooperierende Roboter.
Die Jury würdigte Brenners Arbeit als „herausragend in wissenschaftlicher Tiefe und praktischer Relevanz“. Durch kinematische Abstraktion gelingt ihr eine allgemeingültige Bewegungssteuerung für unterschiedlichste Fahrwerkskonzepte – vom zweirädrigen Differentialantrieb bis zu komplexen omnidirektionalen Plattformen. Industriepartner zeigen bereits großes Interesse, um das Konzept in Folgeprojekten weiterzuentwickeln.
Seit 1992 zeichnet die Bundesvereinigung Logistik (BVL) jährlich wissenschaftliche Arbeiten aus, die den Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis schaffen. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung, 2025 von Dachser SE gefördert, unterstreicht: Fortschritt in der Logistik entsteht dort, wo Forschung und Praxis sich auf Augenhöhe begegnen – und wo intelligente Systeme lernen, gemeinsam zu denken und zu handeln.
Quelle: BVL