Die Logistik im Hafen ist ein hochkomplexes Räderwerk – und eines, das zunehmend unter Druck steht, nachhaltiger zu werden. Umso genauer schaut die Branche hin, wenn neue Technologien im Realbetrieb zeigen, was sie können. Genau das passiert derzeit am Container Terminal Tollerort (CTT) der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA): Dort hat ein neu entwickelter Portalhubwagen mit Brennstoffzelle seinen Dienst angetreten. Ein Fahrzeug, das im Alltagstest Antworten auf eine der dringendsten Fragen der Branche liefern soll: Kann Wasserstoff im Schwerlastbereich wirklich mithalten?
Der rundum erneuerte Van-Carrier stammt vom finnischen Hersteller Konecranes, der bereits Erfahrung mit Hybridantrieben im Hafenbetrieb gesammelt hat. Optisch ähnelt das neue Modell dem Hybrid-Vorgänger, im Inneren jedoch arbeitet eine Wasserstoff-Brennstoffzelle – und die zeigt schon bei den ersten Einsätzen, was in ihr steckt. Laut HHLA reagiert das System unmittelbar, die Umschlagleistungen entsprechen dem Niveau des etablierten Hybridantriebs. Für den Hafenbetrieb bedeutet das: Keine Abstriche bei Tempo und Taktung.
Interessant ist zudem die Flexibilität des Fahrzeugs. Der Brennstoffzellen-Portalhubwagen lässt sich bei Bedarf auf einen Hybrid- oder batterieelektrischen Antrieb umrüsten. Für Hafengesellschaften, die ihre Flotte Schritt für Schritt umstellen wollen, schafft das eine willkommene Zukunftssicherheit.
Praxistest mit Weitblick im Clean Port & Logistics Cluster
Die Inbetriebnahme des Fahrzeugs ist eingebettet in das Clean Port & Logistics (CPL) Innovationscluster, in dem die HHLA zusammen mit mehr als 40 Partnern weltweit an Lösungen für wasserstoffbetriebene Schwerlastfahrzeuge arbeitet. Das Testfeld am Hamburger Hafen bietet dafür ideale Bedingungen: eine eigene Wasserstofftankstelle, standardisierte Testverfahren und ein enger Austausch mit Forschung und Industrie.
Für die Logistik bedeutet dieser Ansatz vor allem eines: Geschwindigkeit. Wenn Erfahrungen aus dem Realbetrieb nicht nur gesammelt, sondern systematisch geteilt werden, lassen sich Technologien schneller zur Marktreife bringen. Genau darauf setzt die HHLA. Der neue Portalhubwagen soll zeigen, dass emissionsfreie Antriebe im Schwerlastbereich nicht mehr Zukunftsmusik sind, sondern eine realistische Option – und zwar ohne Kompromisse bei Leistung oder Verfügbarkeit.
Gefördert wird das Vorhaben über das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie des Bundesverkehrsministeriums. Rund drei Millionen Euro fließen in den Aufbau des Clusters und der Tankstelle. Gelder, die gut investiert scheinen: Denn jeder Fortschritt im Hafenbetrieb wirkt weit über dessen Grenzen hinaus – schließlich ist die Hafenlogistik ein zentraler Taktgeber für globale Lieferketten.
Der neue Brennstoffzellen-Portalhubwagen sendet daher eine klare Botschaft: Wasserstoff kann im Schwerlastsektor funktionieren. Und mit jedem Praxistest wächst nicht nur das Vertrauen in die Technologie, sondern auch die Chance, die Logistik von morgen wirklich klimafreundlich zu gestalten.
Quelle: electrive.de